Die Faustregel in Spanien besagt, dass Jungpferde bis dreijährig, in „Freiheit“ leben. Die Stuten haben meist Glück und leben auch fortlaufend draußen. Als Hengst ist spätestens dreijährig (je nach Potenz und Erscheinung auch schon früher) der Ernst des Lebens eingetroffen. Gelegt wird ein Hengst niemals ohne triftigen Grund. Box, Eisen drauf, meist ausgebundenes Longieren und ein zügiges Anreiten stehen von nun auf dem Plan. Das bedeutet: 23 Stunden Box und eine Stunde ungesundes Training für ein Jungpferd, das körperlich und psychisch noch lange nicht ausgereift ist. Eine gesunde, robuste Entwicklung des Bänder- und Sehnenapparates ist auf diese Weise nicht möglich. Aufgrund von alledem gepaart mit meist mangelndem Raufutterangebot, treten immer wieder Verhaltensstörungen auf. Die Pferde fressen ihren eigenen Kot, weben, wirken resigniert, oder schnappen. Das Schlimmste waren kleine, betonierte schlauchförmige Boxen, ohne Fenster, die sich wiederum innerhalb einer fast fensterlosen Halle befanden. Nein, das war kein Hinterhofhändler, sondern ein Gestüt mit Namen. Ich reiste wegen eines Rapphengstes an, in den ich mich über ein Video verguckt hatte. Ich ließ ihn mir vorreiten, aber für mich war ab dem Zeitpunkt der Boxen entschieden, dass ich hier nicht kaufe. Dem Hübschen wäre zwar geholfen gewesen, aber ich hätte mit meinem Kauf dazu beigetragen, dass sich unseriöser Handel fortsetzt. Das nächste Pferd hätte seine Zelle bezogen.
Der PRE-Markt boomt. Diese Schönheiten mit langer wallender Mähne und imposanten Bewegungen sind in aller Munde. Aber das birgt Gefahr, besonders in einem wirtschaftlich schwachen Land wie Spanien. Salopp gesagt kauft und züchtet jeder Hinz und Kunz Pferde, in der Hoffnung, sie später mit Gewinn zu verkaufen. Sachverstand liegt nicht immer vor. Das Überangebot drückt die Preise stark nach unten. Qualitativ schlechte Pferde werden zu Spottpreisen an Händler verkauft, die dann wiederum oft ins Ausland verkaufen. Viele Endverbraucher legen keinen Wert auf Rassestandards oder eine artgerechte Aufzucht. Qualitativ gute Pferde haben noch immer ihren Preis, aber kaum einer möchte dafür einen entsprechenden Preis bezahlen. Das war einmal anders, erzählen mir die Züchter.